"ALDI hat Betriebsräte gekauft" - Verdi-Vertreter Manfred Birkhahn bei stern TV

ALDI, der Vorzeige-Arbeitgeber: Von wegen! Ehemalige Mitarbeiter des Discounter-Riesen und Gewerkschafter berichten bei stern TV erneut von Druck, Angst und Schikanen. Betriebsräte könnten kaum etwas dagegen ausrichten. "ALDI Nord hat sich die Betriebsräte regelrecht gekauft", sagte Manfred Birkhahn, Vertreter der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, im Live-Gespräch mit stern TV-Moderator Steffen Hallaschka. ALDI unterhalte dazu die so genannte Arbeitsgemeinschaft unabhängiger Betriebsbeschäftigter (AUB), deren Mitglieder in den Betriebsräten ganz im Sinne des Unternehmens agierten, "Irgendwann ist der Betriebsrat dann handlungsunfähig," sagte Birkhahn, der selbst jahrelang bei ALDI Nord gearbeitet hat und auch als Betriebsrat tätig war. Lange galt ALDI Süd als fairer Arbeitgeber, der seine Mitarbeiter über den branchenüblichen Tarif bezahlte. Doch der Erfolg des Discount-Riesen gehe auf Kosten der Mitarbeiter, so Birkhahn. Unbezahlte Überstunden seien die Regel bei ALDI sagte Birkhahn: "Das Verhältnis zwischen Umsatz und Arbeitszeit einer Filiale wird vorgegeben. Doch die Zeiten werden seit Jahren nicht gehalten". Laut Birkhahn weigert sich ALDI, die Zeiterfassung zu verändern. Das bestätigte auch Nenad Davidovic, ehemaliger Mitarbeiter von ALDI Süd, gegenüber Moderator Hallaschka: "Es ist einfach zu viel Arbeit. Und trotzdem wurden wir immer und immer wieder gefragt, warum die Zeiten nicht eingehalten wurden, warum wir länger gearbeitet haben.". Seine ehemalige Kollegin Snezana Milenovska hat am eigenen Leib erfahren, wie subtil sich ALDI Süd unbequemer Angestellter entledigt. "Erst wurde mir vorgeworfen, ich hätte geklaut. Deswegen wurde ich versetzt", so Milenovska. Dann wurde ihr eine zustehende Prämie verweigert, schließlich bekam die alleinerziehende Mutter nur noch Spätschichten zugeteilt "Ich konnte das nicht mehr aushalten, mein Blutdruck ging hoch, ich habe zu Zittern angefangen." Zwei Mal sei sie zusammengebrochen. Der Anwalt Jörg Weber beschrieb im Studiogespräch das Vorgehen von ALDI gegen unliebsame Mitarbeiter detailliert:"Sie werden aus nichtigen Gründen abgemahnt: Mal haben sie sich nicht richtig rasiert, mal sich nicht rechtzeitig krank gemeldet." Solche Vorwürfe hätten vor Gericht zwar keinen Bestand: "Aber es entsteht eine psychische Situation, die die Beteiligten nicht ertragen können", so Weber bei stern TV.

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