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ZDF.reportage | Wohnstress: Baupfusch

Format
Sendetermin
7. April 2019 - 18:00
Sender
ZDF

 

Deutschland 2019

Wo gehobelt wird, fallen Späne. Auch auf dem Bau. Zehn bis 20 Mängel hat jeder Neubau im Durchschnitt. Oft nur Kleinigkeiten, aber auch die können schwere Folgen haben.

Und es kann auch richtig schlimm kommen. Manche Häuser sind durch gravierende Baumängel nicht einmal mehr bewohnbar. Über die Schuldfrage streiten sich die beteiligten Parteien oft jahrelang. Für die Bauherren bedeutet das nicht selten den finanziellen Ruin.

Der Hausbau ist für die meisten Deutschen das aufregendste, größte und teuerste Projekt ihres Lebens. In Zeiten niedriger Kreditzinsen wollen sich immer mehr Menschen ihren Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen. Doch nicht immer geht das gut.

Anja und Janis L. aus Sulzbach bei Frankfurt haben ein Haus, in dem sie nicht wohnen können. Von außen scheint es fix und fertig. Doch innen ist alles im Rohbauzustand. Und das ist bereits seit Anfang 2016 so. Denn damals kam es während der Bauphase zu einem folgenschweren Handwerkerfehler. Unbemerkt lief aus einer Leitung Wasser in den Bau. Es kam zum Baustopp und einem langwierigen Streit über den Umfang des Schadens und die notwendigen Sanierungsmaßnahmen. Die Baufirma hatte mehrere Subunternehmen beschäftigt, und keiner der Beteiligten wollte sich der Verantwortung stellen. Durch die Feuchtigkeit bildete sich im Fußbodenaufbau Schimmel. 

Den Estrich ließen die Bauherren auf eigene Veranlassung wieder herausreißen, um eine weitere Ausbreitung des Schimmels im Haus zu verhindern. Bis heute zieht sich der Streit um den Wasserschaden hin. Anja L.: "Es füllen sich die Aktenordner und die Schriftstücke, die aber wirklich nichts Produktives bringen in diesem Prozess, der uns um unser Haus bringt. Und um unser Leben, es geht ja letztlich um unser Leben, um unseren Alltag." 

Die vierköpfige Familie konnte zum vertraglich festgelegten Termin im April 2016 nicht einziehen und wohnt seit drei Jahren in einer kleinen Zweizimmerwohnung im Nachbarort. Jeden Morgen bringen die Eheleute ihre Kinder zum Kindergarten und zur Schule direkt in der Nachbarschaft ihres unbewohnbaren Hauses. Zur Einschulung des Sohnes sollte es fertig sein. Mittlerweile geht der achtjährige Ron in die dritte Klasse. Und jeden Morgen schaut die Familie auf eine Baustelle, die sie schon viel Geld und Nerven gekostet hat. 

Rene G. und seine Frau Katja haben für sich und ihre Zwillinge 2015 in der Nähe von Mönchengladbach ein großes Haus gekauft, in dem genug Platz für die Familie sein sollte. Der kleine Solarbetrieb des Vaters sollte Platz in einem bereits vorhandenen Altbau finden. In dem Neubau direkt nebenan wollte die Familie leben. Kurz nach dem Einzug dann der Schock. Zunächst bildet sich nur in einem Abstellraum Schimmel, der sich dann aber rasant im ganzen Haus ausbreitet. Einzelne Wände sind schließlich pechschwarz. 

Ein Gutachter stellt fest: Das Haus steht förmlich im Wasser. Die laut Gutachter fehlende Abdichtung der Bodenplatte sorgt dafür, dass das Haus dem Grundwasser nicht standhält. Die Familie schaltet einen Anwalt ein, Gutachten werden erstellt. Doch alles zieht sich hin. Schließlich wird die gesundheitliche Belastung so groß, dass die Familie auszieht. Sie lebt nun in den kleinen, ehemaligen Geschäftsräumen des Vaters. Geschlafen wird auf einem Matratzenlager auf dem Boden. Geld für eine andere Wohnung hat die Familie nicht. Ein Gutachten kommt zu dem Schluss, dass der Neubau nicht mehr zu retten und ein wirtschaftlicher Totalschaden ist. Inzwischen kann das Haus sogar nur noch in Schutzanzügen und mit Atemmasken betreten werden. Auf eine Regulierung des Schadens wartet Familie G. aber dennoch vergeblich. Wie so oft zieht sich das Verfahren hin. Die Familie ist finanziell und kräftemäßig am Ende. Rene G.: "Wir wollen mit diesem Haus nichts mehr zu tun haben." 

Die "ZDF.reportage" bei Häuslebauern, für die die Suche nach dem großen Wohnglück zum Albtraum wurde.

Letzter Teil der Reihe "ZDF.reportage – Wohnstress".